Garry Levin ist Gründer von hocaboo. Nach seinem Bachelor-Abschluss an der Schweizer Hotelfachschule in Glion arbeitete er in führenden Hotels der Welt. Zu den Adressen des 28-jährigen Managers gehören etwa The Setai in Miami, das Kempinski in Goso und das Ritz-Carlton in Berlin. Im März dieses Jahres gründete der gebürtige Ukrainer das Berliner Start-up-Unternehmen hocaboo: eine internationale Jobbörse, die so etwas ist wie das Tinder der Hotellerie – per Smartphone und App vernetzt hocaboo Hoteliers und Arbeitssuchende direkt miteinander. Über 250 Hotels weltweit treffen über das Portal inzwischen auf qualifizierte Arbeitskräfte. Im Interview erzählt Garry Levin von der Initialzündung, hocaboo zu gründen, von effizienter Jobvermittlung und dem inzwischen rasanten Erfolg.
Es gibt Xing, Linkedin und hotelcareer – warum also noch ein exklusives Jobportal für die Hotelbranche?
Garry Levin: Die Art und Weise wie auf klassischen Jobbörsen Personal vermittelt wird, ist einfach nicht mehr tragbar. Die Plattformen sind auf Arbeitgebermärkte ausgelegt und die Zeiten sind – in unserem Land – ja nun wirklich vorbei. Parallel dazu erleben wir, dass Globalisierung und Mobilität den Arbeitsmarkt erfassen und immer mehr Menschen für passende Stellen auch das Land oder den Kontinent wechseln. Hier wollen wir anknüpfen und Arbeitnehmer und Angestellte in der Branche zusammenbringen.
Geben Sie ein Beispiel, wie hocaboo konkret funktioniert.
hocaboo ermöglicht es Hotels, aktiv auf Bewerbersuche zu gehen und Talente, die auf der Plattform sind, direkt zu kontaktieren. Man muss also nicht mehr 4 Wochen warten bis alle Bewerbungen eingetroffen sind! Die Auswahl der besten Kandidaten trifft ein lernfähiger Algorithmus und zeigt diese dem Hotel an. Gefallen einem die Kandidaten, versendet man einfach eine Anfrage und die Nachricht landet direkt auf dem Smartphone der potenziellen Mitarbeiter. Über diesen Kanal können beide Parteien dann auch zwanglos chatten und sich kennenlernen.
«Pay-Per-Match» nennen Sie das Zahlsystem. Dahinter steht, dass sich Hotels zunächst kostenlos bei hocaboo registrieren und nur dann zahlen, wenn ein Erstgespräch zwischen ihnen und einem Bewerber zustande kommt. Welche Vorteile hat hocaboo für die Hotellerie noch?
Mit «Pay-Per-Match» haben wir eine absolute Weltneuheit geschaffen und ein Bezahlmodell entwickelt, dass die Hoteliers nur dann etwas kostet, wenn Sie mit Kandidaten in Kontakt treten. Ein Match kostet lediglich 1,- EUR und hat bereits dazu geführt, dass Hotels auf unserer Plattform offene Stellen zu minimalen Beträgen besetzten konnten. Das altmodische «Post and Pray»-Prinzip, hiermit wären wir wieder bei Hotelcareer, wird früher oder später der Vergangenheit angehören.
Wie profitieren Jobsuchende von hocaboo?
Wohl am meisten durch die niedrige Hemmschwelle, sich bei Hotels vorzustellen. Dank App kann der Bewerber mit nur einem Swipe sein Interesse für einen Job signalisieren. Wir machen es den Arbeitnehmern wirklich sehr einfach. Selbst wenn sie sich nicht bewerben wollen, können sich Hotels aktiv bei Ihnen melden. Somit kommt auch ein Commis in den Genuss, «geheadhunted» zu werden!
Ist der Vorteil, dass soft skills bis zum Erstgespräch zwischen Bewerber und Hotel nicht berücksichtigt werden, nicht auch ein Nachteil? Schliesslich gewinnen soziale Intelligenz und soziale Kompetenz immer mehr an Bedeutung – und die ist über eine App doch gar nicht zu erfassen.
Da haben Sie völlig Recht! Daher arbeiten wir an einer Funktion die es Arbeitgebern ermöglicht, sich ein kurzes Video des Kandidaten anzusehen. Personaler können so bereits vor einem Skype-Telefonat oder persönlichem Treffen einen ersten Eindruck der Bewerber erhalten und entscheiden, ob es sich lohnt mit dem Kandidaten in Kontakt zu bleiben. Generell muss sich die Branche fragen, ob sie sich mit quälenden Assessment-Centern und komplexen Bewerbungssystemen einen Gefallen getan hat. Wir wollen, dass sich die Branche wieder ihrem Kern nähert: Den Menschen.
Können Sie sich noch an den Moment erinnern, als die Idee für hocaboo geboren wurde?
Ja, wirklich eine sonderbare Geschichte. Auf einem Alumni-Treffen meiner Hotelfachschule konnte ich neben Gesprächen mit ehemaligen Kommilitonen auch folgendes Phänomen ausmachen: Alle, aber auch wirklich alle Gäste, waren entweder damit beschäftigt angestrengt auf ihr Telefon zu schauen oder sich über ihre Karrieren zu unterhalten. In dem Moment war für mich klar, dass eine smarte App für internationale Hoteljobs auf den Markt muss. Zwischen Idee und Umsetzung vergingen dann nochmal 12 Monate.
Inzwischen investieren bekannte Persönlichkeiten aus der Hotellerie in Ihr Unternehmen, etwa der frühere Deutschland- und Zentraleuropachef von Accor, Michael Mücke. Wer steht noch hinter hocaboo?
Zuerst ein sehr vielfältiges Team. Neben Hoteliers mit jahrzehntelanger Erfahrung auf Spitzenniveau, arbeiten auch Mathematiker, Personaler und Kommunikationsprofis für hocaboo. Diese Mischung ist entscheidend, da wir es uns zum Ziel gemacht haben, das Thema «Bewerbung» neu zu denken. Neben Michael Mücke sind wir zudem sehr froh Mike Zehden an Bord zu haben. Beide sind mit Ihrer Erfahrung und dem Netzwerk ein Segen für unser Unternehmen und stehen uns auch beratend zur Seite.
Wie viel Kapital wurde bisher investiert und wie viele Angestellte hat hocaboo?
Bisher wurde ein mittlerer, sechsstelliger Betrag investiert, um das Team an den entscheidenen Stellen zu verstärken. Auf uns kommt nun eine größere Finanzierungsrunde zu, da jetzt für uns das weitere Wachstum – in allen Bereichen – und die Weiterentwicklung des Produktes im Fokus steht.
Konnte das Unternehmen inzwischen internationale Hotelpartner gewinnen?
Ja, dies war aber nicht so geplant! (lacht). Die Idee war ursprünglich erst einmal in der DACH-Region zu starten und dann sukzessive neue Länder und Regionen zu erschließen. Nach 5 Monaten am Markt sind aber bereits Arbeitgeber in neun Ländern mit hocaboo auf Personalsuche – darunter alle großen Hotelketten. Häuser wie das Beau Rivage in Genf, das Mandarin Oriental in London oder das The Ritz-Carlton in Bahrain haben natürlich eine gewisse Strahlkraft. Neben dem Luxussegment sind bei uns Hotels aller Kategorien vertreten und wir sind stolz auch zahlreiche inhabergeführte Properties in der Provinz auf der Plattform zu haben.
Wagen Sie ein Blick in die Zukunft: Wo steht hocaboo in fünf Jahren?
Mittelfristig soll hocaboo das weltweit führende Recruitingtool in der Hotellerie sein und mehr als nur eine Jobplattform. Ich hoffe aber, dass wir dafür weniger als fünf Jahre brauchen. Der Weg dorthin ist entscheidend und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir dafür die richtigen Partner und vor allem das richtige Team haben!
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